Interview: Individuelle Strickentwicklung
Felix: Welche Vorteile bietet das Industriestricken im Vergleich zu traditionellen Strickmethoden wie Handstrick oder Handstrickmaschinen?
Luisa: Industriestrickmaschinen revolutionieren die Stricktechnik, weil sich damit komplexe Muster und feine Texturen mit hoher Präzision umsetzen lassen. Im Gegensatz zum Handstricken oder zu mechanischen Handstrickmaschinen ermöglichen Programmierbarkeit und Automatisierung eine unvergleichliche Effizienz und Vielfalt in der Produktion. Ich kann mit einer großen Bandbreite an Garnen arbeiten und Details realisieren, die manuell kaum möglich wären.
Felix: Für welche Bereiche in Industrie und Design ist industrielles Stricken relevant?
Luisa: Industrieller Feinstrick spielt in vielen Bereichen eine große Rolle – oft dort, wo man es nicht vermutet. In der Bekleidung ist der Einsatz naheliegend, aber viele sind überrascht, dass Sneakers heute meist gestrickt werden. Ebenso wichtig ist Stricken in technischen Textilien, etwa in der Medizintechnik für Bandagen oder Stützstrümpfe, und in der Automobilindustrie für Sitz- und Interieurbezüge. Die textile Kopfhalterung der neuen Apple Vision Brille ist ebenfalls ein Produkt industriellen Strickens. Ein wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, Textilien direkt und nahtlos in ihrer finalen, dreidimensionalen Form zu fertigen. Zudem kann ich mit speziellen Techniken Eigenschaften wie Atmungsaktivität oder elektrische Leitfähigkeit integrieren. Auch im Produkt- und Interior-Design kommt Strick zum Einsatz, z. B. für Möbel- oder Kissenbezüge.
Felix: Wie läuft der Prozess ab, wenn Kund*innen mit einem Projekt zu dir kommen?
Luisa: Mein Ansatz ist kundenzentriert und kreativ. Zu Beginn spreche ich mit meinen Kund*innen über Idee und Inspiration – gern auch anhand von Skizzen oder Moodboards. So erhalte ich ein klares Bild der Wünsche. Anschließend wählen wir gemeinsam passende Strickoptionen, Garne und Farben. Ich berate, mache Vorschläge und prüfe die Machbarkeit. Auch ohne Vorkenntnisse begleite ich meine Kund*innen durch den gesamten Entwicklungsprozess.
Felix: Welche Schritte folgen nach der initialen Ideensammlung?
Luisa: Sobald ein gemeinsames Verständnis besteht, beginne ich mit der praktischen Umsetzung. Ich wähle das Garn aus und erstelle Strickproben, um Haptik und Optik des Endprodukts zu visualisieren. Parallel passe ich Schnitte an oder entwickle neue, die fürs Stricken optimiert sind. Durch diesen iterativen Prozess kann ich feinjustieren und sicherstellen, dass das Ergebnis exakt den Erwartungen meiner Kund*innen entspricht.
Felix: Wie gehst du vor, wenn das Design festgelegt ist?
Luisa: Stehen Design und Materialien fest, fertige ich einen Prototypen. Dieser Schritt ist entscheidend, um Passform und Gesamteindruck zu prüfen. Meine Kund*innen haben die Möglichkeit, das Produkt zu begutachten und Änderungswünsche zu äußern. Auf Basis des Feedbacks optimiere ich das Design, bevor es in die finale Produktion geht. Einzelstücke oder kleine Stückzahlen realisiere ich direkt in meinem Studio. Für größere Aufträge arbeite ich mit spezialisierten Partnern in Deutschland oder Europa zusammen und betreue die Produktion für meine Kund*innen.
Felix: Welchen Rat würdest du Interessent*innen geben, die ein Strickprojekt starten möchten?
Luisa: Am wichtigsten ist eine klare Vision oder Idee des gewünschten Produkts. Visualisierungen – etwa Skizzen oder Moodboards – sind sehr hilfreich. Meine Kund*innen müssen keine Strickexpert*innen sein: Ich übersetze Ideen in umsetzbare Projekte. Wer die Möglichkeiten des industriellen Strickens erkunden möchte, profitiert von einer frühen Abstimmung, um die Vision effizient in die Realität zu überführen.